Microsoft zeigt Internet Explorer 9

SVG-Demo für Internet-Explorer 9 (Bildschirmfoto)
SVG-Demo für Internet-Explorer 9 (Bildschirmfoto)

Microsoft startet einen neuen Versuch, technologisch zur Browser-Konkurrenz aufzuschließen. Der in einer frühen Vorschauversion gezeigte Internet Explorer 9 zieht viele bislang vermisste Standards nach und versteht sich als letzter Browser sogar auf Vektorgrafiken.

Auf seiner Webentwicklerkonferenz „Mix“ hat Microsoft gestern, Dienstag, einen weiteren Einblick in die Entwicklung des kommenden Internet Explorer 9 erlaubt. Wenngleich die Vorschau-Fassung noch rudimentär gehalten ist, wird deutlich, dass Microsoft beim Thema Geschwindigkeit und modernen Webstandards endlich zur Konkurrenz aufschließen will. Die Vorabversion kann bereits heruntergeladen und getestet werden, funktioniert aber nur mit Windows Vista.

Schneller und moderner

Die Geschwindigkeit der JavaScript-Verarbeitung dürfte laut ersten Tests bereits mit Firefox 3.6 mithalten. Zudem unterstützt der geplante Browser erstmals die zukunftsweisende HTML5-Spezifikation, was zum Beispiel das Einbinden von Video- und Audiodateien auf Webseiten ohne zusätzliche Plugins erlaubt. Für Diskussionen könnte diesbezüglich allerdings sorgen, dass der IE9 wie Safari und Chrome den lizenzpflichtigen und patentierten Video-Codec H.264 und MPEG-4 unterstützt. Mozilla und Opera drängen hingegen auf den offenen Theora-Codec.

Die veraltete Javascript-Engine und die fehlende Unterstützung von HTML5 waren zuletzt die hauptsächlichen Schwachpunkte des Internet Explorers – selbst in der Version 8 – gewesen. Wie der „SunSpider“-Benchmark-Test zeigt, landet die IE9-Vorschau vor Firefox 3.6 und 3.7 und liegt aktuell nur noch knapp hinter Safari und Chrome, was die schnelle Darstellung moderner Webseiten angeht. Um einen schnelleren Seitenaufbau zu ermöglichen, greift der IE9 auch auf den vorhandenen Grafikprozessor zu.

Endlich Vektor

Neben HTML5 hat Microsoft auch beim Thema CSS3 zur Browser-Konkurrenz aufgeschlossen, was neue Möglichkeiten für die flexible Gestaltung und das Design von Webseiten eröffnet. So ist zum Beispiel auch die Definition runder Ecken oder mehrerer Hintergründe per CSS möglich. Und es geschehen noch Zeichen und Wunder: Microsoft will offenbar die Blockade des SVG-Formats aufgeben und interaktive Vektorgrafiken ohne entsprechende Plugins im Browser darstellen.

IE6-Anwender sollen umsteigen

Neben der starken Konkurrenz im Browsersegment ortet Microsoft den Feind auch in den eigenen Reihen. So meinte der IE9-Verantwortliche Dean Hachamovitch in seinem gestrigen Vortrag, dass man die Leute endlich vom Internet Explorer 6 wegbekommen müsse. Schätzungen zufolge surfen immer noch rund 20 Prozent der IE-Anwender mit der veralteten Browser-Version, die demnächst ihren zehnten Geburtstag „feiert“.

Veröffentlichungstermin unbekannt

Die für Microsoft-Verhältnisse recht freizügige Dokumentation des aktuellen Entwicklungsstandes markiert zudem eine Abkehr von der Geheimniskrämerei früherer Zeiten. Mit den alle acht Wochen erscheinenden Vorschaufassungen soll die Entwickler-Gemeinde zu Rückmeldungen animiert werden, die so noch stärker als bisher in die Entwicklung des neuen Internet Explorers einfließen sollen. Der Veröffentlichungstermin für eine Beta- oder gar Finalversion steht allerdings noch in den Sternen.

Archiv | pte

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