Der „Plagiarius“, der von Plagiatoren und Fälschern gefürchtete Negativpreis, wurde am Wochenende auf der Messe „Ambiente“ in Frankfurt verliehen. Der schwarze Zwerg mit der goldenen Nase zeigt öffentlich die „Unverfrorenheit und Skrupellosigkeit“ von Nachahmern, die die Ideen Anderer zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil ausbeuten. Die Aktion Plagiarius klärt die Konsumenten über das enorme Ausmaß und die negativen Auswirkungen von Plagiaten und Fälschungen auf. Sie sollen für einen kritischeren Umgang mit dem Thema „Original und Plagiat“ sensibilisiert werden.
„Es ist kein Kavaliersdelikt, die Originalität und die Kreativität eines anderen Menschen zu stehlen, und es ist auch kein Kavaliersdelikt, Konsument nachgemachter Waren zu sein“, sagte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries in ihrer Rede anlässlich der 31. Preisverleihung. „Wir dürfen den Fokus nicht nur auf diejenigen lenken, die die Ideen klauen. Genauso wichtig ist es, die nachfolgende Wertschöpfungskette zu zerschlagen, damit sich der Diebstahl des geistigen Eigentums nicht lohnt.“
Die Preisträger des Plagiarius-Wettbewerbs 2007
Die Jury traf sich am 20. Januar 2007 und vergab drei Preise aus insgesamt 58 Einsendungen:
- 1. Preis: Isolierkanne „Sophie“. Original: alfi GmbH, Wertheim; Plagiat: He Shan Jia Hui Vacuum Flask & Vessel Co., Ltd., Guangzhou, VR China
- 2. Preis: Notizbuch „Moleskine“. Original: Moleskine S.r.l., Mailand, Italien; Plagiat: ars nova GmbH Großhandel für Künstlermaterialien, Witten
- 3. Preis: Kehrmaschine „TopSweep 55“. Original: Ing. Haaga Kunststofftechnik GmbH, Kirchheim/Teck; Plagiat: Wuyi Zhouyi Mechanical & Electrical Co., Ltd., Zhejiang, VR China
Zudem wurden acht Auszeichnungen und drei Sonderpreise vergeben. Erstmals wurde auch der „Hyänenpreis“ vergeben: der Einkaufskorb „Carrybag“ vom Puchheimer Hersteller Reisenthel wurde gleich von zehn Firmen abgekupfert.
30 Jahre schwarzer Gartenzwerg
1977, also vor genau 30 Jahren, rief der Designer Prof. Rido Busse den „Plagiarius“ ins Leben und hat damit Pionierarbeit in punkto Information, Aufklärung und Sensibilisierung zum Thema Produkt- und Markenpiraterie geleistet. Damals selbst von Plagiaten betroffen, beschloss er, die Machenschaften von Produktpiraten, die mangels eigener Kreativität innovative Ideen und technisches Wissen Anderer 1:1 übernehmen und als eigene Leistung ausgeben, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Als Trophäe wählte Busse einen Gartenzwerg, den er schwarz anmalte und dem er eine goldene Nase aufsetzte – als Symbol für die immensen Gewinne, die sich die Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten Anderer verdienen. Ziel war und ist, in Form von Pressearbeit und Beratung sowie weltweiten Ausstellungen und Vorträgen sowohl Hersteller und Händler, aber auch Politiker, den Gesetzgeber und die Konsumenten über Ausmaß, Schäden und Gefahren von Plagiaten und Fälschungen aufzuklären und zum Umdenken und Handeln anzuregen.
Ausstellung in Solingen
Ab 1. April 2007 können im Museum Plagiarius in Solingen mehr als 250 Originale und Plagiate der unterschiedlichsten Branchen direkt verglichen werden. Die Beispiele, alles ehemalige Plagiarius-Preisträger, veranschaulichen sehr praxisnah die Dreistigkeit der Produktpiraten und regen hoffentlich zum Umdenken an. In Workshops sollen darüber hinaus Basiswissen und Tipps für erfolgreiche Schutzrechtstrategien vermittelt werden.