Re: Leica bringt M8 und Digilux 3
Leica kommt einfach etwas spät mit den „neuen“ Erfindungen! Mit der Leica M8 ist sicherlich nicht der grosse Wurf gelungen, denn 10 Millionen Pixel hat heute jede digitale Kompaktkamera. Zudem fehlt der Kamera ein Vollformat-Sensor, der den Gebrauch der bisherigen Objektive entsprechend der Brennweite gewährleisten würde.
Technisch weist die Leica M8 ein weiteres hässliches Detail auf: mit ISO 160 ist sicher nicht mehr in der Fotowelt gedient. Und für den Preis von über Euro 4,000.- kauft sich heute der Laie eine Profikamera!
Quintessenz: Leica brachte in der Vergangenheit vieles auf den Markt, das technische Neuheit war, unter anderem das Kleinbild als Revolution in der Fotografie. Doch die heutigen Neuerungen sind bereits überholt von Canon als führender Digitalanbieter. Und zuguterletzt: die Preise von Leica sind fern jeder Realität. Nebst fehlender Innovation hat die deutsche Edelmarke ihre Kunden verloren. Ein Jahr weiter und die Firma steht wieder einmal vor dem Aus. Nur jetzt können sie niemanden mehr entlassen wie in diesem Frühling. Einer muss ja noch das Fabriktor schliessen, oder?
Mein Opa kauft sich eben mit über 90 Jahren keine Leica mehr und die Jungen von heute schwärmen von High-Tech und nicht von staubigem Design. Das sind die Realitäten.
Der Kunde wird sich an der Photokina entscheiden können. Wie bereits im 2004 wird das Gedränge bei Canon und Nikon gross sein, bei Leica kann man sich dann noch in Ruhe eine Plastiktüte für die auf anderen Ständen gesammelten Prospekte geben lassen.
Änders, Nicola
Das erinnert einen irgendwie an die Automobilindustrie: Die ganz nobeln Marken überleben in kleinem Rahmen mit Hilfe einer Zielgruppe, für die Geld keine Rolle spielt. Auch Rolls Royce oder Bentley hängen am Tropf von Technologieführern (BMW bzw. Volkswagen), aber deswegen wird es sie immer geben...
Ich denke, Leica konnte es nur durch die konservative „Premium“-Schiene schaffen, bis heute zu überleben. Gegen die japanische Welle aus den Siebzigern konnte man nur ankommen, indem man sich in eine Nische duckte. So hat Leica den Autofokus-Vormarsch überlebt und wird auch die „digitale Revolution“ durchstehen. Der „Erfolg“ gibt Leica recht: Leica gibt’s noch – und das können die wenigsten deutschen Kamerahersteller von einst von sich behaupten.
Leica gibt es solange wie die Geldgeber bereit sind, Finanzlöcher von 10 bis 15 Mio. Euro pro Jahr zu stopfen. Hermes Paris hat dies in der Vergangenheit gemacht, ebenso alle Aktionäre mit der Kapitalerhöhung vom Mai 2005. Dieses Geld verschwand auf Nimmerwiedersehen. Leica ist für den Aktionär ein teures Hobby.
Die digitale Innovation von Leica wächst im übrigen in den Produktionshallen von Panasonic und Kodak und weiteren Spezialunternehmen, die sich im digitalen Bereich auskennen. Etwas anderes Design, „Leica“ drauf und 25% teuerer verkaufen? Der Konsument ist nicht auf den Kopf gefallen.
Dazu kommt, dass Leica gerade im digitalen Bereich keine Neuerungen bei teuren, bestehenden Produkten bringt. Das Digitalmodul für das R-System mit 10 Millionen Pixel ist jetzt 2 Jahre alt. Ein Nachfolgemodell in Aussicht? Technische Verbesserungen in Aussicht? Nein.
Der heutige Fotomarkt ist nicht mit den Zeiten vor 30 oder 40 Jahren zu vergleichen. Alle 3 bis 4 Monate kommen Produkte auf den Markt, die klare Verbesserungen darstellen. Diese Innovation war bei den traditionellen Kameras gar nicht mehr möglich. Leica ist vom Know-How und aufgrund der Finanzlage gar nicht in der Lage, den Anschluss an den Digitalmarkt in dem Ausmass zu schaffen, der nötig wäre, um das Unternehmen irgendwann in die Gewinnzone zu bringen.
Und zuguterletzt: Leica stellt sich gerne selber als Rolls-Royce unter den Kameraherstellern hin. Fragt sich, ob die Produktionszahlen in den Werken in Portugal und Solms reichen, um zu überleben.
Und das holt uns die Geschichte schon ein: Hermes Paris verabschiedet sich mit dem Verkauf des restlichen Aktienpakets von der Altlast Leica Camera AG und dies exakt zur Eröffnung der Photokina 2006. Neuer Besitzer zu 90% ist die Firma ACM in Salzburg/Oesterreich.
Da muss sich Leica Camera AG jetzt aber anstrengen, die Zeiten der Geschenke sind wohl vorüber!