Designanalyse Microsoft Logo

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Am 23.August 2012 war es soweit. Microsoft enthüllte bei der Eröffnung seines 23. Stores (in Boston) sein neues Firmenlogo.

Ein neues Corporate Design deutet stets den Wandel eines Unternehmens an. Auf dem Firmenblog spricht das Unternehmen von einer aufregenden Zukunft, die ihnen mit der Markteinführung von „Windows 8“ am 26.Oktober bevorsteht.

Sukzessiv hatte das Unternehmen in den letzten Monaten seine Produktlogos (Windows-, Office- und Xbox-Logo) geändert und stellt sich dem Kunden einheitlich und klar gegenüber. Das Redesign knüpft dabei an die Optik des „Windows Phons 7“ an und rundet sich nun durch das neue Firmenlogo ab, auf welches ich im weiteren Verlauf genauer eingehen werde.

01. FARBIGKEIT

Microsoft verwendet in seinem Singet vier Farben, die stellvertretend für einzelne Sparten der Produktpalette stehen und ein einheitliches Nutzererlebnis vermitteln.

rot – Office Produktpalette
grün – X-Box Spielkonsole
blau – Windows 8
gelb – Internet Explorer 10

Der Konzern hat sich bei dem Signet für reinbunte Farben entschieden. Gelb, Magenta und Cyan sind sogenannte „Primärfaben“ eines subtraktiven Mischprozesses. Bei der additiven Farbmischung werden hingegen die Farben Rot, Grün und Blau verwendet.

Microsoft bedient sich demnach klarer Farben und verzichtet auf die Verwendung sogenannter Sekundärfarben, wie sie durch Farbmischungen entstehen und verstärkt somit das gewünschte, klare Erscheinungsbild.

Wenn wir die Farbpsychologie genauer betrachten, so ergeben sich folgende positive Eigenschaften:

Rot
Energie, Leidenschaft, Impulsivität, Freude, …

Grün
Natürlichkeit, Hoffnung, Zuversicht, Frische …

Blau
Treue, Harmonie, Sympathie, Phantasie, …

Gelb
Optimismus, Lebensfreude, Luxus, Empfindsam, …

Bei der Logotype hat sich Microsoft für einen Grauton von folgender Farbwahl entschieden:

Cyan: 53%
Magenta: 42%
Yellow: 42%
Key: 26%

bzw.

der RGB Farbe mit dem Hexadezimalcode #737373

Microsoft weicht damit bewusst von der Schwarzen Farbigkeit des vorhergehenden Logos ab. Den Grund können wir nur vermuten. Er liegt aber wahrscheinlich darin, dass ein Grauton in Verbindung mit dem Signet freundlicher, moderner und nicht so hart wirkt.

02. TYPEFACE

Die im Februar 1987 eingeführte bold-italic Logotype wird nach einem viertel Jahrhundert durch den schlanken, serifenlosen und geradlinig verlaufenden Frutiger-Next-Abkömmling „Segoe“ abgelöst, welche laut Jeff Hansen (General Manager & Brand Stratege by Microsoft) ebenfalls in den Produkten und der Marketing Kommunikation Verwendung findet.

Die „Segoe“ wurde bei der Verwendung als Logotype weder verändert, noch dem neuen Verwendungszweck angepasst.

03. SIGNET

Das Signet greift den von Microsoft-Anwendungen verwendeten „Modern UI“ Style auf.

Unter dieser Bezeichnung verstehen wir einen sogenannten Kachel Effekt, welcher aus sich angrenzenden, farbigen Rechtecken besteht. Ein Vorbild dafür könnten die berühmten Bildkompositionen des niederländischen Malers „Piet Mondrian“ (1872-1944) sein. Dieser grenzte jedoch die einzelnen Farbflächen durch schwarze Konturen/Linien voneinander ab. Microsoft hingegen verzichtet darauf und lässt einen Abstand zwischen den einzelnen Kacheln, um den Hintergrund erkennen zu lassen.

Verläufe, Schatten und weitere Effekte werden aus der Optik verbannt um eine klare Erscheinung zu bewirken.

Das Signet setzt sich aus vier Quadraten (stellvertretend für die oben genannten Produkte) zusammen, welche ihrerseits ein größeres Quadrat ergeben.
Ein Quadrat, welches die Sonderform eines Rechteckes ist, wirkt auf die meisten Menschen neutral. Die Symmetrie erzeugt dabei ein Gefühl von Stabilität und Ordnung, lässt aber ein Gefühl von Kreativität missen.

04. EIGENE MEINUNG

Die Zielsetzung des Software Giganten lag eindeutig darin, einen einheitlichen und modernen Look zu kreieren. Die einzelnen Designentscheidungen sind daher sehr gut nachvollziehbar und ich befürworte die Entscheidung der Einführung eines neuen Looks.

Allerdings stehe ich dem Microsoft Logo als Designer eher kritisch gegenüber. Es fügt sich zwar schlüssig in das Gesamtkonzept ein, erzielt in seiner Wirkung jedoch einen zwiegespaltenen Effekt.
Es wirkt modern-keine Frage. Die moderne Erscheinung entsteht (aus meiner Sicht) durch die angewandte Reduktion, welche jedoch so weit geht, dass sie dem Logo die Eigenständigkeit bzw. das Besondere nimmt.

Dem Logo fehlt der Aha-Effekt, das Besondere und Kreative und somit auch ein gesteigerter Wiedererkennungswert.

Wenn man böse ist, könnte man meinen, Mutti hätte sich an ihren Rechner geschwungen, eine schöne Schrift ausgesucht und mit „Paint“ ein bisschen rumgemalt. Damit möchte ich jedoch nicht die Leistung des Designteams schmälern.

Microsoft scheint während des Designprozesses 70% des Weges gegangen zu sein, nur um die restlichen 30% zu beschauen.

Sicherlich muss man die Zielgruppe und Abgrenzungen zu Konkurrenten wie Apple mit bedenken. Doch nur weil Apple kreativ und designaffin wirkt, muss Microsoft nicht zwangsläufig die Gegenposition beziehen.

Fazit: Modern aber langweilig.

05. NACHRUF

Ich möchte jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass jedem Design ein Prozess unterliegt, welchen wir als Externe nicht hundertprozentig einblicken können. Ferner liegen uns nicht alle Hintergrundinformationen und Zahlen vor. Deshalb wird ein Bericht über das Corporate Design eines fremden Unternehmens stehts lückenhaft und subjektiv sein.

Deine Meinung zu dem neuen Logo von Microsoft würde mich brennend interessieren und ich würde mich freuen, wenn du ein paar Zeilen von dir fallen lassen würdest.

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