Blau ist der Himmel, Grün ist das Gras.
Blind. Wer davon betroffen ist, kann nicht ausweichen. In einem Alltag ohne Augenlicht werden die einfachsten Dinge zur Hürde. Nichts scheint ein blinder Mensch noch selbst bewältigen zu können ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Aufstehen, Anziehen, Rausgehen werden zur alltäglichen Odyssee für die Betroffenen und führen nicht selten zu einer inneren Isolation. In ihrer Außenwelt treffen blinde oder sehbehinderte Menschen zusätzlich auf latente Ablehnung, Angst und Vorurteile. Die oft gelobte Integration blinder Menschen bleibt oft im Ansatz stecken, obwohl jährlich ca. 10 000 Menschen in Deutschland erblinden.
Doch wie ist es wirklich, blind zu sein? Wie fühlen sich Menschen ohne den wichtigsten Wahrnehmungssinn ihres Seins?
In einem dreitägigen Selbstversuch ohne Augenlicht soll dieser Frage unter psychologischer Betreuung nachgegangen werden. Der Proband wird in dieser Zeit an die Möglichkeiten und Grenzen stoßen, die ein Blindsein bedeuten kann. Neue Wege werden sich eröffnen, und scheinbar unüberwindbare Grenzen werden plötzlich die Alltagswelt des Probanden dominieren. Wie wird er damit umgehen, und welche Hilfen wird er in Anspruch nehmen (müssen)?
Der Selbstversuch dient der Sensibilisierung für das Thema Blind Sein.
Parallel zum Selbstversuch erzählen Markus und Dirk ihre persönliche Blindengeschichte.
Markus ist von Geburt an blind und kennt Farben nur aus den Beschreibungen anderer. Die Liebe ist Rot, so sagt man. Und wie fühlt sich die Farbe hinter dem Wort an? Decken sich die Vorstellungen und Wahrnehmungen eines Menschen, der nie erfahren hat, was Rot, Grün und Blau bedeutet mit unseren sehenden Vorstellungen?
Dirk ist mit 19 Jahren erblindet. Jetzt, vier Jahre später, bereitet er sich auf eine Operation vor, die ihm sein Augenlicht wiedergeben soll. Was hat sich für ihn in der Zwischenzeit verändert?