Insgesamt 21 Publikationen sind für einen LeadAward nominiert. Darunter auffallend viele neue Nischen- und Independenttitel wie „Kraut“, „The Weekender“, „Bella Triste“, „Die Nacht“ oder „Muh“. Von den hochauflagigen Zeitschriften sind lediglich das „Zeit-Magazin“, das „SZ-Magazin“, der „Stern“ und der „Spiegel“ vertreten. Hinzu kommen inzwischen etablierte, aber eher kleinauflagige Leistungsträger mit kreativem Anspruch: „Dummy“, „Monopol“, „11 Freunde“, „Zoo“, „032c“, „Spex“ oder „GQ Style“.
„Der kreative Output war noch nie so gleichmäßig verteilt wie in diesem Jahr“, sagt der Jury- und LeadAcademy-Vorsitzende Markus Peichl. „Damit hat sich eine Entwicklung verfestigt, die wir bereits in den letzten Jahren festgestellt haben. Ob das daran liegt, dass kleine Publikationen weiter aufgeholt oder große weiter nachgelassen haben, wollen wir dahingestellt lassen.“
„Max Joseph“, „SZ-Magazin“ und „Vice“
In der Königsdisziplin „LeadMagazin des Jahres“ sind „Max Joseph“, das „SZ-Magazin“ und „Vice“ nominiert. Die Opernzeitschrift „Max Joseph“ wird von der Bayerischen Staatsoper herausgegeben und von Hoffmann Campe verlegt, für die Chefredaktion zeichnet Anne Urbauer verantwortlich, für die Artdirektion Mirko Borsche, der schon zahlreiche LeadAwards erhalten hat. Die Jury begründet die überraschende Nominierung damit, dass hier „ein eher elitäres und als verstaubt angesehenes Thema unglaublich frisch, zeitgemäß und für jedermann zugänglich umgesetzt wird“. Für das „SZ-Magazin“ ist es die erste LeadMagazin-Nominierung seit fünf Jahren. Grund dafür ist laut Jury „der erhebliche qualitative und blattmacherische Aufwärtstrend nach dem Chefredakteurswechsel Mitte letzten Jahres“. Timm Klotzek habe es verstanden, das Blatt unter Beibehaltung seiner Identität neue Relevanz zu geben. Für das Gratismagazin „Vice“ spricht nach Meinung der Jury das „absolute Alleinstellungsmerkmal im Segment junger Magazine“. Die monatlich erscheinende Zeitschrift behandle aktuelle politische Themen ebenso wie Mode und Lebenswirklichkeit, spreche dabei aber eine völlig eigenständige Sprache, die den Nerv einer jungen Leserschaft treffe. „Hier wird bewiesen, dass Print auch für Konsumenten unter 30 funktionieren kann.“
Cover, Beitrag, Foto
In der Kategorie „Cover des Jahres“ können der „Spiegel“ mit seinem Loriot-Titel, die „Titanic“ mit ihrem Hitler-Titel zu den Ermittlungspannen bei der Strafverfolgung der Nazi-Terrororganisation NSU („Wer kennt diesen Mann?“) und „Vice“ mit einem Klapp-Cover zum Afghanistan-Krieg auf Gold hoffen.
In der Kategorie „Beitrag des Jahres“ geht der „Stern“ mit seiner Serie zum zehnten Jahrestag des Anschlags auf das World Trade Center in New York ins Rennen. Konkurrenten sind das „Zeit Magazin“ mit einer Strecke über „die Sehnsucht, einfach mal zu verschwinden“ und das „SZ-Magazin“ mit einem Beitrag zur Tsunami- und Atomkatastrophe in Fukoshima: Er zeigt den Tag vor dem Unglück und endet genau in dem Augenblick, in dem die tödliche Welle Japan erreichte.
Als „Foto des Jahres“ ist das Bild nominiert, auf dem US-Präsident Obama und sein engster Beraterkreis zu sehen sind, während sie die Erschießung von Osama bin Laden auf einem Bildschirm live miterleben. Aufgenommen wurde es von Pete Souza, dem Fotografen des Weißen Hauses, der bereits vor zwei Jahren mit einem LeadAward ausgezeichnet wurde. Die zweite Nominierung geht an ein Foto aus dem „Stern“, auf dem sich ein Liebespaar in mitten einer heftigen Straßenschlacht innig umarmt. Der dritte Anwärter für das „Foto des Jahres“ ist Yuri Kozyrev mit einer Aufnahme aus dem Bürgerkrieg in Libyen. Das Bild wurde bereits beim diesjährigen World Press Photo Award ausgezeichnet. In Deutschland erschien es nicht in einem großen, überregionalen Magazin, sondern in dem relativ unbekannten Nischentitel „Kraut“.
Immerhin ist es dadurch hierzulande überhaupt publiziert worden. Die LeadAwards-Jury musste feststellen, dass die drei wichtigsten siegreichen Einzelfotos beim World Press Photo Award im vergangenen Jahr von keiner einzigen deutschen Zeitschrift abgedruckt wurden. Sie wurden von den Bildredaktionen schlichtweg übersehen. Hier besteht also durchaus Luft nach oben, um durch eine bessere Fotoauswahl die Qualität deutscher Magazine zu verbessern.
Werbung
In der Hauptkategorie „Werbung“ wird in diesem Jahr zum zweiten Mal die Auszeichnung „Creative Leader des Jahres“ vergeben. Oliver Frank (Vccp Berlin), Ove Gley (Heimat), Ralf Heul (Grabarz und Partner) und Ralf Schmerberg (Trigger Happy) haben hier die Chance, Nachfolger von Guido Heffels zu werden, der diesen Preis im letzten Jahr erhielt.
Als „VisualLeader des Jahres“, also als herausragende Persönlichkeit auf dem Gebiet des Grafikdesigns und der visuellen Gestaltung, sind Bela Borsodi (frei schaffender Illustrator und Still-Life-Fotograf), Tom Ising (Herburg Weiland) und Chris Rehberger (Double Standards) nominiert.
Besonders hochkarätig sind die Medaillen-Anwärter in den Kategorien „Mood- und Modefotografie des Jahres“: Hier gehen ins Rennen der Marc-Jacobs-Fotograf Juergen Teller mit einer Strecke aus „032c“, der frühere Dior-Kreativchef Hedi Slimane mit einem Beitrag aus „GQ Style“, der fotografierende Popstar Bryan Adams mit einem Feature aus „Zoo“ und der legendäre Schweizer Fotokünstler Walter Pfeiffer mit einem Portfolio aus „Monopol“.
Verleihung und Ausstellung
Die LeadAwards-Medallien werden am 20. Juni in den Hamburger Deichtorhallen verliehen. Anschließend sind die Nominierten und Gewinner vom 21. Juni bis 12. August in einer Ausstellung zu sehen.