Sie wurde verlacht, verspottet und schließlich in der Wüste verschrottet: Am 3. Januar vor 30 Jahren brachte Apple seine „Lisa“ auf den Markt. Es war der erste massentaugliche Computer mit grafischer Benutzeroberfläche – und einer Maus.
Damit konnten erstmals auch Menschen Computer bedienen, die keine kryptischen Programmiersprachen beherrschen, wie der Kurator des nach eigenen Angaben größten Computermuseums der Welt in Paderborn, Michael Mikolajczak, sagt. Apple-Gründer Steve Jobs erkannte sofort das Potenzial dieser neuen Technik.
Allerdings war „Lisa“ kein Verkaufsschlager – was sicher auch am stolzen Preis von zunächst 9.995 Dollar für das neuartige Gerät gelegen habe, sagt Mikolajczak. Später senkte Apple den Preis zwar auf zunächst 6.000 und später 3.000 Dollar. Es half nichts, „Lisa“ blieb ein Ladenhüter. Keine 60.000 Stück gingen nach Schätzungen von US-Behörden weltweit über die Ladentheken.
Steve Jobs wurde auf Computer mit Maus aufmerksam
Ein weiterer Grund für den schlechten Absatz war die schon sprichwörtlich schwache Leistung. 1983, als der Computer auf den Markt kam, seien „Knock, knock“-Witze unter Computer-Pionieren populär geworden, erinnert sich Mikolajczak. „Man klopfte an die Tür, wartete ein paar Minuten und freute sich dann: Lisa ist da!“ Mit einem fünf Megahertz starken Prozessor, einem Megabyte Arbeits- und fünf Megabyte Festplattenspeicher reagierte „Lisa“ sehr behäbig auf Eingaben – und wurde so zum Synonym für Langsamkeit.
„Vielleicht wollte Steve Jobs zu schnell zu viel“, sagt Mikolajczak über den Misserfolg von damals. Der 2011 gestorbene Apple-Mitgründer war 1979 in einem Forschungslabor auf den „Xerox Alto“ aufmerksam geworden. Dieser hatte als weltweit erster Rechner eine Maus und eine grafische Benutzeroberfläche – kam allerdings nicht in Serie auf den Massenmarkt.
Die ersten Ideen für die revolutionäre Bedienhilfe hatte der Erfinder Douglas C. Engelbarth bereits über zehn Jahre vor der Markteinführung von „Lisa“, wie Mikolajczak sagt. „Die waren noch aus Holz gebaut.“ 1968 präsentierte Engelbarth seine erste Maus schließlich dem Fachpublikum. Zunächst gab es aber zu wenige Computer mit grafischer Benutzeroberfläche.
Verdrängt der Touchscreen die Maus?
Jobs habe sofort das wirtschaftliche Potenzial des Xerox-Computers erkannt und seine Entwickler angetrieben, etwas Ähnliches zu entwerfen. Allen Mahnungen zum Trotz äußerte er immer neue Wünsche für „Lisa“, die die Ingenieure auch verwirklichten – was den Preis allerdings auf knapp 10.000 Dollar trieb. „Jobs glaubte schon damals, dass ein Computer zum täglichen Leben dazugehören sollte“, sagt Mikolajczak.
Der Computer-Visionär erkannte, dass sich die Geräte dazu aber verändern mussten. Wenn Computer massentauglich werden sollten, brauchten sie ein besseres Design und eine einfachere Bedienung.
„Lisas“ Ende in der Wüste
„Lisa“ wurde schon 1985 bereits nach drei Jahren wieder vom Markt genommen, erklärt Mikolajczak. „Die Restbestände kaufte eine Entsorgungsfirma auf und verschredderte sie in der Wüste von Utah.“ Heute gebe es nur noch wenige Geräte – trotzdem rissen sich die Sammler aber nicht um „Lisa“. „Sie war zu erfolglos“, sagt der Kurator.
Im Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn stehe „Lisa“ zwischen weitaus erfolgreicheren Apple-Produkten, sagt Mikolajczak. Trotz ihres Misserfolgs traten Maus und grafische Benutzeroberfläche aber ab Mitte der 80er Jahre einen Siegeszug an. Inzwischen wurden weltweit Milliarden Mäuse verkauft. Sie machten etwa Microsoft mit seinem Windows-Betriebssystem zum Weltmarktführer.
Derweil arbeiten die Branchengrößen längst daran, ihr Erfolgsmodell wieder überflüssig zu machen. Bildschirme, die direkt auf Berührung reagieren und ohne extra Zeigegerät auskommen, sind eben noch einfacher zu bedienen.