iOS 7: Abschied vom Skeuomorphismus

Die kommende Version des iPhone- und iPad-Systems iOS bringt ein neues Design: Skeuomorphistische Elemente wie Bücherregale und Ledereinbände sind passé – die Oberfläche wird weißer, flacher und dennoch ein bisschen 3D.

Apple hat am Montag auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco die neue Version des iPhone- und iPad-Betriebssystems iOS vorgestellt. iOS 7 wurde als „größte Veränderung seit Einführung des iPhone“ angekündigt und hiermit behält Apple recht: Die Nutzeroberfläche wurde sechs Jahre nach Vorstellung des iPhones erstmals völlig überarbeitet und kommt nun mit weißgrundigen Bedienelementen und milchig-durchsichtigen Überlagerungen daher. Als neue Systemschrift fungiert die Helvetica Neue 25 Ultra Light.

„Ordnung in der Komplexität“

„Es gibt eine tiefe und dauerhafte Schönheit in der Einfachheit von Design, Klarheit und Effizienz“, kommentiert Apples Chefdesigner Jonathan Ive. „Wahre Einfachheit wird von so viel mehr als nur der Abwesenheit von Unordnung und Verzierung abgeleitet – es geht darum, Ordnung in die Komplexität zu bringen. iOS 7 ist eine klare Repräsentation dieser Ziele. Es hat eine völlig neue Struktur, die einheitlich ist und über das gesamte System angewendet wird.“

Bereits im Vorfeld gab es Mutmaßungen, dass iOS unter der neuen gestalterischen Leitung von Jony Ive eine komplett neu gestaltete Oberfläche erhalten solle. Ive ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger in dieser Funktion, iOS-Leiter Scott Forstall, als Gegner des skeuomorphistischen Gestaltungsansatzes bekannt. Forstall war im Herbst 2012 über Kritik an der iOS-Karten-App gestolpert und hat Apple mittlerweile verlassen.

Entsprechend sind metaphorische Anleihen aus der Analogwelt wie Bücherregale und Ledereinbände auch weitgehend aus iOS 7 verschwunden. Die Icons wurden flacher und verzichten auf Glanz und Bonbon-Form. Ganz so weit wie Microsofts „Modern UI“ geht iOS 7 allerdings nicht: Verläufe und Mehrfarbigkeit sind durchaus noch erlaubt, sodass sich das System trotz aller Änderungen noch vertraut anfühlt.

Die neue Benutzeroberfläche lässt die Nutzfläche der Geräte größer erscheinen, da ein Fokus der Neugestaltung darin lag, den gesamten Bildschirminhalt zu nutzen. Ein bisschen dritte Dimension bringt ein Effekt, der verschiedene Ebenen – wie Hintergründe und darüber liegende Elemente – bei Änderung des Haltewinkels gegeneinander verschiebt. Dieser Parallaxe-Effekt wird durch den Bewegeungssensor der Geräte ermöglicht.

Ab Herbst

Neben der veränderten Nutzeroberfläche bringt iOS 7 auch neue Funktionen, darunter ein jederzeit erreichbares „Control Center“ mit wichtigen Einstellungen wie Flugzeugmodus, „Nicht Stören“ oder Helligkeit, eine aufgewertete Nachrichtenzentrale, weiterentwickeltes Multitasking mit Fensteransicht, das vom Mac bekannte Dateiaustausch-System „AirDrop“ und verbesserte Fassungen von Fotos, Safari, Mail und Siri. Außerdem hebt iOS 7 wie erwartet den Spotify-Konkurrenten „iTunes Radio“ aus der Taufe.

iOS 7 für iPhone wird ab sofort an registrierte Entwickler in einer Vorab-Fassung verteilt; die iPad-Fassung soll in wenigen Wochen folgen. Der offizielle Erscheinungstermin für die öffentliche Endfassung wird noch recht unpräzise mit „Herbst dieses Jahres“ angegeben. Die neue Betriebssystem-Version soll auf iPhone 4 und neuer, iPad 2 und neuer, iPad mini und iPod touch der fünften Generation laufen. Es ist ab Erscheinen über die integrierte Software-Aktualisierung erhältlich.

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