Ab sofort ist der neue Vergütungstarifvertrag Design (VTV Design) für alle Designer in Deutschland verfügbar. Das Orientierungswerk richtet sich an alle Designdisziplinen und bietet aktuelle Kalkulationsbeispiele angelehnt an die derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowohl für Designer als auch für Auftraggeber. Während im Schaffensprozess noch vor wenigen Jahren ausschließlich der Entwurf als Grundlage der Kalkulation diente, greift der neue VTV Design den gesamten Designprozess auf. Neu sind auch die Stundensätze: Sollten heute durchschnittlich 90 Euro pro Stunde angesetzt werden, waren es vor vier Jahren noch 78 Euro.
Recherche, Ideenfindung, Beratung
Die Vergütung von Designleistungen setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Vergütung für Entwurfsarbeiten oder Prototypen, Vergütung für die Überlassung des Werkes zur Nutzung und Vergütung für alle weiteren anfallenden Dienstleistungen. „Die Phasen der Recherche, Ideenfindung, Beratung sowie Evaluation werden von der Wirtschaft oftmals nicht beachtet, sind sie doch Grundlage eines jeden Designprozesses“, erklärt Victoria Ringleb, Geschäftsführerin der Allianz Deutscher Designer. Somit ist die zu vergütende Designleistung nicht allein die Schöpfung eines zwei oder dreidimensionalen Ergebnisses. Vielmehr werden Designentscheidungen immer mehr zu Strategieentscheidungen eines Unternehmens.
Neue Wirkungsfelder
Die Designbranche ist im Wandel, neue Wirkungsfelder entstehen im Zuge der zunehmenden Digitalisierung. Längst ist Design zu einem wesentlichen erfolgsentscheidenden Kriterium für Produkte und Dienstleistungen geworden. Je eher Designer in den Wertschöpfungsprozess eingebunden werden, desto wirksamer und erfolgreicher ist das Produkt. „Wir sehen, dass sich die Designzone Schritt für Schritt erweitert“, stellt Victoria Ringleb fest. „Gerade bei komplexen Projekten werden Designer schon frühzeitig an den Tisch geholt und auch immer mehr als Berater eingebunden. Genau das bildet der neue VTV Design ab.“
Die Veränderungen sind im Berufsfeld angekommen: „Der Designer ist heute vielfach nicht mehr nur Umsetzer und Visualisierer, sondern strategischer Partner, er prägt die Prozesse von Anfang an mit“, erklärt Regina Jäger, Kommunikationsdesignerin und Geschäftsführerin von Jäger & Jäger. „Es sind gerade die Unternehmen erfolgreich, die Design als Investition, die Mehrwert schafft, sehen und diese Arbeit entsprechend entlohnen“, so Jäger weiter.
Auch für Produktdesigner hat sich die Arbeit verändert: „Der Gestalter hat heute endlich wieder alle Werkzeuge selbst in der Hand“, freut sich Jürgen Hinderhofer, Dipl. Industrial Designer und Inhaber von Slogdesign. „Ich kenne noch Zeiten, da saß man mit seinem gezeichneten Entwurf oder einem von Hand erstellten Designmodell neben dem Konstrukteur am CAD-Monitor und hatte nur begrenzten Einfluss. Aber Einfluss und Mitbestimmung sind nur die eine Seite der Medaille. Auch der Wert der Designarbeit muss noch angepasst werden.“
Der Vergütungstarifvertrag Design
Die Orientierungs- und Kalkulationshilfe bietet Designern und Auftraggebern seit nunmehr 39 Jahren eine verlässliche Unterstützung für die tägliche Arbeit. 1979 erschien der Vergütungstarifvertrag Design zum ersten Mal, seitdem wird er im Vier-Jahres- Rhythmus aktualisiert. Er wird zwischen der Allianz deutscher Designer (AGD) e.V. und den Selbstständigen Design Studios (SDSt) e.V. nach den Bestimmungen des Tarifvertragsgesetzes (§ 12a TVG) ausgehandelt, abgeschlossen und beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie bei den Landesarbeitsministerien tarifvertraglich registriert. Laut AGD nutzen mehr als 10.000 Designer das Werk.
Den VTV Design gibt es sowohl in Buchform (z. B. über Amazon) mit Tabellen, die die häufigsten Anwendungsfälle abdecken, als auch in verschiedenen Online-Varianten.