Nach China und Botswana wird 2010 das Jahr Brasiliens und des amerikanischen Fotografen Terry Richardson, dem gefeierten „enfant terrible“, bekannt durch seine provokativen und skandalösen Fotos.
In den 30 Bildern des Kalenders zeigt Terry Richardson eine Wiederkehr zu verspielter Erotik. Durch seine Linse verfolgt er Fantasien und provoziert – das gelingt ihm aber mit einer Schlichtheit, die die schönsten Seiten der Weiblichkeit formt und einfängt. Er zeichnet ein Frauenbild, das durch seine Natürlichkeit fesselt, das mit Stereotypen spielt, um diese wieder umzukehren. Richardson inszeniert die Frau auch ironisch – eine Wiederkehr zu natürlichen, authentischen Atmosphären und Bildern der 60er und 70er Jahre.
Natürlichkeit über Technik
Terry Richardson hat genau wie seine berühmten Vorgänger die Einfachheit der Fotografie in den Vordergrund gestellt, ganz ohne zu retuschieren. Die Natürlichkeit siegt über die Technik und ist der Schlüssel zur Abkehr von künstlichen Ausschweifungen.
Der Pirelli-Kalender 2010 hat eine klare Sprache, und Terry Richardson ist sein Interpret: er zeigt Figuren, weit weg von komplizierter und künstlicher Umgebung. Die Kulisse ist frei von auffallenden Hintergründen oder Formen, im Einklang mit der Einfachheit und Konzentration auf das Wesentliche, die der Fotograf verfolgt.
„Meine Technik“, so Richardson, „zeichnet sich durch das Fernbleiben von Technik aus: meine Linse ist mein Auge, mein Charisma, meine Fähigkeit den Augenblick der Wahrheit einzufangen, der Blickwinkel, der Gebrauch von Farben, Licht, Umgebung – diese waren stets die wesentlichen Elemente meiner Fotografie.“
Anspielungsreiche Erotik
Dieses Märchen von Richardson ist voll Rhythmus und Harmonie, bei dem Andeutungen von Pop Art, welche die frühen Auflagen des Kalenders inspirierte, jetzt mit der Richardson-typischen Erotik verschmelzen. Eine Erotik, die im Kalender 2010 nur schwach durch Anspielungen beschworen wird, um Sitten zu trotzen und Tabus Gestalt und Sinnlichkeit zu geben.
Kunstwissenschaftliche Weihen
Es ist ein Kalender, den der italienische Kunsthistoriker Francesco Negri Arnoldi als „Pop“ bezeichnen würde. Er umreißt das Konzept als „völlig neu in seiner Rückkehr in die Vergangenheit; absolut originell in seiner vereinigenden Tradition; und fähig, den Reiz der natürlichen Weiblichkeit wieder zu entdecken“.
Der Kalender ist nicht käuflich, sondern wird nur an ausgewählte Pirelli-Vertriebspartner verteilt. Entsprechend begehrt ist er bei Sammlern, die ihn sich über „Umwege“ besorgen müssen.