Die Parteien schöpfen nach Einschätzung des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) das Potenzial des Internets für den aktuellen Bundestagswahlkampf 2009 nur geringfügig aus. Laut der aktuellen Umfrage „Trend in Prozent“ bewegt sich der Wahlkampf fast auf dem Niveau von vor vier Jahren. Der BVDW hat eine Woche lang schwerpunktmäßig Beschäftigte aus Unternehmen der digitalen Wirtschaft zum „Bundestagswahlkampf 2009 im Web“ befragt. Insgesamt sind 110 Fragebögen in die Auswertung eingeflossen.
Schlechte Nutzung des mobilen Internet
So erhielten die Web-Auftritte unter anderem von CDU, SPD, FDP und Grüne lediglich eine ausreichende Bewertung. Gleiches gilt für den Einsatz von „Web 2.0“-Dialogmöglichkeiten in Form von Blogs oder die Nutzung von Twitter im aktuellen Bundestagswahlkampf. Auf die Frage „Nutzen die Parteien, im Vergleich zur letzten Bundestagswahl, für den jetzigen Wahlkampf das Potenzial des Internets?“ gab es von den Befragten lediglich eine ausreichende Beurteilung. Der Einsatz des mobilen Internet im Vergleich zum letzten Bundestagswahlkampf wurde sogar als unzureichend eingestuft.
Mythos Obama
Auch die vielfältigen Möglichkeiten von Sozialen Netzwerken würden im Wahlkampf laut Umfrage kaum ausgenutzt. Der deutsche Wahlkampf sei damit weit entfernt von der im US-Wahlkampf angewandten Strategie von Präsident Obama zur Mobilisierung von Wählerstimmen mit Hilfe des Internets. Dieser gebetsmühlenartig beschworene „Obama-Effekt“ ist allerdings eher ein Mythos: Nicht nur der Kandidat hat von dem guten Online-Auftritt der Kampagne profitiert, sondern vor allem der Online-Auftritt vom Kandidaten, sodass eine unkritische Adaption der Kampagne auf den deutschen Wahlkampf wohl kaum ähnliche Erfolge gebracht hätte.
„Verschenktes Online-Potenzial“
„Die deutschen Parteien setzen das Internet nur rudimentär ein, um Wählerstimmen für die Bundestagswahl 2009 zu gewinnen sowie eigene Anhänger zu mobilisieren. Viele Wählerschichten, vor allem Erstwähler und junge Altersgruppen, nutzen das Web und mobile Internet vornehmlich zur Kommunikation und Informationsbeschaffung. Diese werden von den Parteien kaum noch erreicht“, meint BVDW-Präsident Arndt Groth (Bild).
Beteiligung der Wirtschaftszweige an der Umfrage
Folgende Wirtschaftszweige der digitalen Branche haben sich an der BVDW Umfrage „Trend in Prozent“ beteiligt: 38 Prozent Agenturen mit Schwerpunkt Online-Werbung, 21 Prozent Internet-Dienstleister, 15 Prozent Online-Vermarkter, 14 Prozent Portalbetreiber und Verleger, ein Prozent Online-Händler sowie 11 Prozent aus sonstigen Bereichen. Die komplette Auswertung erhalten nur Mitglieder des BVDW im geschlossenen Bereich „MyBVDW“ auf der Website des BVDW.