Der Aspekt des Räumlichen spielt im Design eine immer wichtigere Rolle – mit weitreichenden Konsequenzen: Als Folge der Digitalisierung nutzen viele Grafiker die neuen Werkzeuge zur Perfektionierung ihrer Entwürfe. Andere treibt es dagegen hinaus aus der virtuellen Realität und zurück ins echte Leben. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich thematisch die Designkonferenz Typo Berlin 2009, die heute unter dem Motto „Space“ (Raum) im Haus der Kulturen der Welt gestartet ist. Über 60 internationale Größen aus den Disziplinen Grafik, Design und Kunst stellen drei Tage lang ihre Arbeiten und Positionen auf dem bedeutendsten europäischen Branchentreff für Kommunikationsdesigner vor. Rund 1.200 Teilnehmer aus 16 Ländern besuchen die Vorträge und nehmen an Diskussionsveranstaltungen und Workshops teil.
Akteure
Den Auftakt machte der Vortrag der einflussreichen IT-Journalistin Esther Dyson. Ihr Thema waren die Auswirkungen der sich rasant entwickelnden Technologien auf Wirtschaftsleben und Gesellschaft. Zu den weiteren Akteuren auf der Typo zählt die Australierin Gemma O’Brien, die Typografie in Form eines Medienexperiments erkundet. Ein erweitertes Verständnis von Architektur präsentiert Realities United. Die Berliner Designgruppe sorgt weltweit mit ausgeklügelten Arbeiten im Grenzbereich zwischen Neuen Medien und Architektur – wie etwa der spektakulären Lichtfassade am Kunsthaus Graz – für Furore.
Mit dabei sind auch der gefeierte Flash-Designer Joshua Davis und Chip Kidd, Star der US-Cover-Art-Szene. Der Grafiker Ebon Heath nimmt die Besucher mit auf eine kreative Reise zu einer visuellen Sprache, die man nicht nur lesen, sondern auch fühlen kann. Der Artdirektor und „Visual Leader“ des Jahres 2008 Mario Lombardo philosophiert über Fragilität und Schönheit. Sol Sender, der mit seinem Kandidatur-Logo für Barack Obama eines der einprägsamsten politischen Signets der vergangenen Jahre gestaltet hat, wird die Rolle des Zeichens in Politik und Gesellschaft beleuchten.
Zukunft des Kommunikationsdesigns
Politisch wird es auch beim Panel zur Zukunft des deutschen Kommunikationsdesigns. Ausgangspunkt der Debatte war die vielerorts als unseriös bewertete Ausschreibung für das neue Logo der Stadt Cottbus. Diesen Fall nahmen führende Gestalter zum Anlass, um auf unfaire Wettbewerbe, dubiose Entscheidungen und die Geringschätzung ihrer Arbeit hinzuweisen. Industrie und Behörden würden sich ihrer Designkompetenz rühmen, der Mut aber für ein professionelles Kommunikationsdesign fehle oft, lautete der Vorwurf der Kreativen in Blogs und Online-Medien. Die TYPO Berlin vertieft diese Diskussion nun „offline“ mit drei Veranstaltungen. Mit dabei sind unter anderem Tanja Mühlhans, engagierte Streiterin für die Interessen der Designbranche im Auftrag des Berliner Senats, der Blogger und Autor Sascha Lobo („Wir nennen es Arbeit“) und der Informationsdesigner und Schriftgestalter Erik Spiekermann, seit kurzem Botschafter der EU-Initiative Europäisches Jahr der Kreativität und Innovation.