Zwei Drittel der deutschen wahlberechtigten Online-Nutzer setzen das Internet heute ein, um sich über Politik zu informieren. Nach dem erfolgreichen Onlinewahlkampf Barack Obamas sind auch die Internetauftritte der deutschen Parteien zur anstehenden Bundestagswahl ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.
Grüne und CDU vorn, FDP hinten
Doch erfüllen die Webseiten der großen Parteien auch die Wünsche der tatsächlichen Nutzer? Finden diese dort die Informationen, die sie suchen? Diesen Fragen ist das auf digitale Medien spezialisierte Marktforschungsinstitut Facit Digital in seiner aktuellen Nutzerstudie nachgegangen. Das Ergebnis vermag zu überraschen:
- Bündnis 90/Die Grünen und CDU haben aus Nutzersicht die besten Websites.
- Die SPD belegt mit ihrem Webauftritt das Mittelfeld und überzeugt die Nutzer wenig.
- Die Website der Linken polarisiert wie die Partei selbst.
- Die FDP hat im Internet den meisten Nachholbedarf.
Laut der Studie führt der Besuch eines Parteiauftritts zu einem deutlichen Anstieg der Sympathie für die jeweilige Partei. Eine Ausnahme macht die Website der FDP: Den eigenen Wählern ist die Partei nach dem Websitebesuch unsympathischer als zuvor. Die Linke entfaltet mit ihrer Website, wenngleich von niedrigem Niveau aus, die stärkste Sympathiewirkung. Und dies insbesondere bei noch unentschlossenen Wählern.
Position nicht gefunden
Aus allen Inhalten von Parteiwebseiten ist den Nutzern eine klare Darstellung der jeweiligen Positionen zu spezifischen Themen am wichtigsten. Fast die Hälfte der Internetnutzer (42%) schafften es in der Studie jedoch nicht, sich in zwei Minuten zum Standpunkt von SPD und FDP zum Thema „Energiepolitik“ auf deren Webseiten zu informieren. 39% schaffen dies bei der CDU nicht. Allzu oft sind die Positionen entweder in einer verschachtelten Nutzerführung oder in Downloads wie z.B. dem Parteiprogramm „versteckt“. Die Linke und vor allem die Grünen schneiden hier deutlich besser ab (26% bzw. nur 14% finden die Inhalte nicht).
Noch im Argen
Die von den Nutzern am häufigsten erwarteten Inhalte werden in der Regel angeboten – neben klaren Aussagen zu politischen Themen und dem Parteiprogramm werden vor allem Lebensläufe der wichtigsten Persönlichkeiten, ein direkter Kontakt zu Abgeordneten, Informationen zu den Kandidaten auf den Landeslisten, zur Geschichte der Partei und Suchmöglichkeiten zum Kandidaten des eigenen Wahlkreises erwartet. Auffindbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der Funktionen liegen jedoch vielfach noch im Argen.
Es gibt eine Reihe von Inhalten, die von den Parteien noch nicht ausreichend angeboten werden. So wünschen sich 45% der Befragten eine Einführung in das politische System Deutschlands, z.B. zum Wahlrecht: quasi eine Gebrauchsanleitung für die Wahl. Hier besteht noch Raum zur Profilierung im Netz.
Die vollständige Liste der 42 erwarteten Inhalte steht bei Facit Digital nach einer Registrierung zum Herunterladen bereit. Hier sind auch alle Ergebnisse der Studie kostenlos verfügbar. Befragt wurden 260 zufällig ausgewählte deutsche Internetnutzer. Die Internetauftritte der Parteien wurden von den Teilnehmern während der Befragung genutzt.