Erster „Vogue“-Titel mit schwarzem Modell sorgt für Ärger

Umstrittener „Vogue“-Titel
Umstrittener „Vogue“-Titel

Das erste Titelbild der US-amerikanischen „Vogue“, auf dem ein Schwarzer zu sehen ist, sorgt für Ärger. Das von Annie Leibovitz geschossene Foto bringt dem Verlag prompt Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe ein.

Das Modemagazin „Vogue“ hat mit seiner aktuellen April-Ausgabe eine heiße Debatte über Rassismus in den Medien ausgelöst. In der 116-jährigen Geschichte des Blatts wird das Titelbild der US-amerikanischen Ausgabe zum ersten Mal von einem Schwarzen geschmückt. Aufgrund der Darstellung von Basketballprofi LeBron James gemeinsam mit Topmodel Gisèle Bündchen muss „Vogue“ aber gleich massive Kritik einstecken. Medien und Experten werfen dem Magazin vor, rassistische Motive zu verfolgen. „Wenn ein Titelbild die Menschen an King Kong erinnert und diese Stereotype betont – schwarzer Mann will weiße Frau -, so ist es nicht harmlos“, kritisiert Samir Husni, Analyst der US-amerikanischen Magazin-Industrie, in einem Bericht des Telegraph. Dem Experten zufolge sei das Bild bewusst provokativ gestaltet.

Sexismus? Rassismus?

Diskriminierung in den Medien stellt ein heikles Problem dar, da sich gerade diese der Aufklärung verpflichtet fühlen müssten. „Mittlerweile haben sich Frauen ihre Rechte innerhalb der Gesellschaft erkämpft und ihre Darstellung ist ein sehr sensibles Thema“, erklärt Volker Nickel, Sprecher des Deutschen Werberats, gegenüber der Agentur Pressetext zum Thema Sexismus.

„Das Cover zeigt die offensichtliche und unerhörte Verwertung eines alten rassistischen Motivs: Die mögliche Vergewaltigung einer weißen Frau durch einen physisch übermächtigen schwarzen Mann“, meint John Hoberman, Professor an der Universität von Texas. Das Klischee vom gefährlichen schwarzen Mann werde von der „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour absichtlich genutzt, um die Auflage zu erhöhen.

Formunterschiede

Zugleich ruft das von Annie Leibovitz geschossene Foto vor dem Hintergrund des US-Präsidentschaftswahlkampfes politische Zusammenhänge ins Gedächtnis. Die Ausgabe widme sich Körperformen, weshalb das Magazin auf ein interessantes Paar zurückgegriffen hat, entgegnen die Herausgeber. „Keiner verdeutlicht die Formunterschiede so gut wie ein Sportler und ein Model“, so Patrick O’Connell, Pressesprecher bei „Vogue“. Dennoch war es der Verlag selbst, der bereits vor Erscheinen der April-Ausgabe das Interesse gehörig anheizte und darauf hinwies, dass erstmalig ein „schwarzer Mann“ das Titelbild der „Vogue“ zieren würde.

Eine Überempfindlichkeit des US-Marktes rund um die vielbeschworene „Political Correctness“ bekam jüngst auch das Lesezeichenportal „Mister Wong“ zu spüren, das sein Logo nach Rassismus-Vorwürfen zurückziehen musste (dasauge berichtete).

Archiv | pte

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