Adobe stellt Webdesign-Anwendung „Muse“ vor

Mit der Software „Muse“ stellt Adobe die Beta-Version einer Photoshop-artigen Oberfläche zur Gestaltung von HTML-Seiten vor. Die Ergebnisse dieses wenig zeitgemäßen Ansatzes überzeugen kaum.

Mit dem gestern vorgestellten „Muse“ (Arbeitstitel) will Adobe Webdesignern eine an das Printdesign angelehnte Arbeitsweise nahebringen: die auf Air basierende Anwendung soll die Erstellung „professioneller Webseiten“ gemäß „neuester Webstandards“ ganz ohne HTML-, CSS- und Javascript-Kenntnisse ermöglichen. Die Bedienoberfläche orientiert sich entsprechend an Photoshop oder Indesign und weckt Erinnerungen an das verflossene Golive.

In vier Schritten

Den Arbeitsablauf teilt Adobe in Anlehnung an Lightroom in vier Schritte auf: Planung, Entwurf, Vorschau und Veröffentlichung. In der Planung wird die Webseite zunächst per Sitemap definiert; hier kann der Designer auch Layout-Vorlagen und die prinzipielle Navigationsstruktur vorgeben. In der Entwurfsphase werden Seiten per Ziehen und Ablegen zusammengebaut und über die üblichen Paletten mit weiteren Gestaltungsparametern versehen – Auszeichnungen zur Dokumentstruktur fehlen hingegen und eigene Schriften werden wie in alten Tagen als GIF eingebunden. Das Ergebnis lässt sich in einem integrierten Webbrowser auf Webkit-Basis (Safari/Chrome) bewundern. Der Schritt „Veröffentlichen“ bringt nicht etwa eine zeitgemäße SFTP-Anbindung zum Vorschein, sondern läuft über Site Catalyst und benötigt einen entsprechenden Zugang.

Webdesign?

Webseiten werden heute jedoch semantisch erstellt: das HTML-Dokument enthält die hierarchische Struktur mit Überschriften verschiedener Ordnung, Text- und Bildblöcken sowie Linklisten, denen in HTML5 sogar Rollen wie „Menü“ oder „Navigation“ zugedacht werden können. Dies ist wichtig für die maschinelle Erfassbarkeit der Seiten, etwa durch Suchmaschinen. Die Gestaltung findet daher idealerweise separat vom HTML durch Stylesheets (CSS) statt.

Adobes Ansatz einer visuell orientierten Oberfläche zum Bauen inhaltlich nahezu strukturfreier HTML-Dokumente wirkt daher geradezu archaisch. Zwar mag das Verfahren Gestaltern mit Print-Erfahrung in der Arbeitsweise entgegen kommen, vor dem Hintergrund aktueller Prioritäten beim Aufbau von HTML-Seiten erscheint das Konzept des Werkzeugs jedoch eher verwunderlich.

Im Abo

Adobe Muse steht als kostenlose Betaversion für OS X und Windows zur Verfügung. Die Endfassung soll es voraussichtlich Anfang 2012 ausschließlich in einem Abo-Modell geben, wie es Adobe bereits kürzlich auch als Option für die Creative Suite eingeführt hatte. Die Preise sollen bei 15 US-Dollar (10 Euro) im Monat beginnen.

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